„Streit muss unterbunden werden, dann läuft´s auch wieder“
Nein. Streit selbst ist nicht schlecht, er kann Kreativität fördern. Ein anhaltender Streit aber ist oft Ausdruck eines Konfliktes. Der Streit selbst ist meist gar nicht der Konflikt. Den Streit zu verbieten ist so nutzlos wie den Feueralarm einfach abzuschalten, wenn es brennt. Der Konflikt läuft aber im Verborgenen weiter und eskaliert viel schneller.
“Leute, jetzt reißt euch doch bitte mal zusammen!”
Möglicherweise schafft das eine kurzfristige Scheinharmonie, die aber untergründig den Konflikt eher noch anheizt. Liegt ein Konflikt zugrunde, wird sich nichts ändern. Konflikte müssen aktiv gelöst werden.
„Der Chef soll endlich ein Machtwort sprechen“
Nein. Macht würde nur helfen, wenn man sie nutzt, um Regeln aufzustellen und einzufordern. Irgendwelche diffusen Zielvorstellungen anzuweisen („Ihr vertragt euch ab sofort wieder!“) bringt niemanden weiter und löst keinesfalls den Konflikt.
„Man muss dem Störenfried endlich sagen, dass er in dem Team
nichts zu melden hat.“
Nein. Denn gar nicht mal so selten ist der „Störenfried“ gar nicht der Verursacher des Konfliktes. Er ist meist nur derjenige, der erfolglos auf den Konflikt hinweist. Schon im Mittelalter hat man den Überbringer schlechter Nachrichten geköpft. Hat übrigens auch damals nie etwas genützt.
„Wir haben doch im Betriebsrat einen Psychologen. Der hat
Zeit, der kennt die Leute auch, der wird das schon packen.“
Kaum. Ein guter Psychologe kann Menschen helfen, sich zu orientieren, kann ihnen neue Ideen vermitteln, er kann sie auch zu irgendetwas „überreden“ usw.
Ein Psychologe berücksichtigt vorwiegend die individuellen emotional-sozialen Aspekte. Er sucht Erkenntnisse und Einsichten bei den Menschen.
Im beruflichen Umfeld braucht ein Konflikt aber eine pragmatische ziel- und ursachenorientierte Lösung. Vor allem muss die Konfliktursache nicht nur ermittelt, sondern auch abgestellt werden, z.B. durch strukturelle Veränderungen im Unternehmen. Uns ist in solchen Situationen noch kein Psychologe begegnet, der unternehmensbezogene sachliche Ursachen eines Konfliktes beleuchtet hätte oder gar auf deren Lösung hingewirkt hätte. Es ist ganz einfach nicht seine Aufgabe und liegt auch üblicherweise nicht in seiner Kompetenz.
„Die sollen sich endlich mal zusammensetzen und sich aussprechen.“
Nein. Die Konfliktparteien sind emotional extrem polarisiert. Sie sind nicht in der Lage, von sich aus eine objektive sachliche Erkenntnis zu finden, die zu einer Lösung führen könnte. Sie sind ganz einfach blockiert. Allein können sie keine Lösung finden, zumindest keine dauerhafte.
„Die Konfliktursache ist doch offensichtlich. Die beiden sollen endlich aufhören zu streiten.“
Nein. Streit ist meist nur eine Wirkung des Konfliktes, aber niemals die Ursache. Streit signalisiert nur, dass ein Konflikt besteht.
„Nur nichts überstürzen, das löst sich irgendwann von ganz allein.“
Nein. Sie haben keine Zeit! Laut verschiedener Studien lösen sich rund 98% der Konflikte nicht von allein. Der Konflikt – und sei er vermeintlich noch so überschaubar – kostet jeden Tag viel Geld und beschädigt oder zerstört wichtige Strukturen und Verbindungen im Unternehmen.
Vielleicht löst er sich wirklich irgendwann von selbst. Dann aber eher deswegen, weil wichtige Mitarbeiter bereits gekündigt haben oder das ganze Unternehmen erheblichen Schaden genommen hat und es ist gar niemand mehr da zum Streiten. Das ist sicher nicht die Lösung.
„Eine Mediation ist heutzutage das ideale Mittel zur Lösung eines Konfliktes“
Nein. Eine Mediation ist eine ganz spezielle Methode, um ebenso spezielle Konflikte zu lösen.
Sehr viele Merkmale eines Konfliktes entscheiden darüber, mit welcher Methode oder welchen Maßnahmen er überhaupt lösbar sein kann. Und nur ganz wenige Konflikte erfüllen die Voraussetzungen, um eine Mediation überhaupt in Betracht zu ziehen. Innerbetriebliche Konflikte im Unternehmen bringen i.d.R. nicht die Voraussetzungen für eine Mediation mit.
Mediation hört sich modern an, das sollte aber nie ein Grund sein, sich für eine Methodik zu entscheiden. Zudem wurde die Mediation zunächst in den USA entwickelt. Die Methode, die in Deutschland angewandt wird, ist in vielen Elementen stark abgeschwächt und kann daher oft die Erfolge des Originals nicht erreichen.
“Ich habe hier mehrere Angebote zur Konfliktlösung vorliegen. Probieren wir erst mal den billigsten. Wenn es nicht klappt, können wir immer noch ein teures Angebot annehmen.”
Nein. Experimente sollten sich bei solchen Themen gänzlich verbieten, denn es geht auch um die Gesundheit der Menschen. Konflikte machen krank. Jeder Tag, den der Konflikt weiterläuft ist teuer und kann zu neuen Ausfällen oder gar Kündigungen der Mitarbeiter führen. Oft dauert das Ausprobieren der Billig-Lösung mehrere Monate, so dass die zusätzlichen Konfliktkosten bereits viel teurer als die teuerste Lösung sind. Manchmal schlimmer noch: Obwohl der Konflikt weiterläuft, wird er als gelöst oder als “akzeptabel” definiert im Glauben an die Wirkung der Billig-Maßnahme. Personelle Veränderungen entstehen dadurch von ganz allein, allerdings die Konfliktursache bleibt bestehen.