Der österreichische Kommunikationsforscher Friedrich Glasl entwickelte 1980 ein Modell zur Konflikteskalation. Es sagt aus, dass Konflikte nicht mehr ohne externe Hilfe gelöst werden können, wenn sie einen bestimmten Punkt auf der neunstufigen Skala der Konflikteskalation erreicht haben.
Wenn die Konfliktbeteiligten wissen, auf welcher Stufe der Konflikt steht, können sie den Konflikt besser analysieren und rechtzeitig besser reagieren.
Verstimmung
(Hauptphase 1)
1
Spannungen entstehen
Unterschiedliche Meinungen und Bewertungen werden deutlich, die Konfliktgegner beziehen erste Positionen. Es kommt zu ersten Unstimmigkeiten und Reibereien.
2
Diskussion, Streit, "Hineinfressen"
Es kommt entweder zum direkten Streit oder dieser wird “unter den Tisch gekehrt” – mit individuellen Erfahrungen der Frustration.
3
Nach Worten will man Taten sehen
Der Konflikt scheint auf verbaler Ebene nicht lösbar, die Konfliktparteien beginnen zu handeln. Die Wahrnehmung des Gegenübers verändert sich, das Trennende tritt in den Vordergrund.
Schlagabtausch
(Hauptphase 2)
4
Schwarz-Weiß-Malerei
Die Ausweitung des Konflikts auf die Beziehungsebene ist vollzogen. Das Denken wird zunehmend von Polaritäten bestimmt:
gut – böse ; Freund – Feind ; wahr – falsch
5
Enttarnung und Abwertung
Der “Gegner” wird in seinen “bösen” Absichten enttarnt und persönlich abgewertet. Der eigene Standpunkt wird zunehmend ohne Selbstkritik vertreten.
6
Wilde Drohungen
Androhungen beherrschen die Szene und verhindern die vernünftige Kommunikation. Man versucht, den (die) anderen zu denunzieren und zu sabotieren.
Vernichtung
(Hauptphase 3)
7
Ungehemmte Angriffe
Der Gegner wird bewusst provoziert und gereizt. Sein Verlust und Schaden wird als eigener Gewinn angesehen. Das Machtstreben dominiert eindeutig.
8
Schwere Schlachten werden geschlagen
Es herrscht offener Krieg. Die destruktiven Tendenzen setzen sich weitgehend durch. Der Gegner und seine Unterstützer sollen vernichtend geschlagen werden.
9
Vernichtung und Selbstvernichtung
Es wird gekämpft ohne Rücksicht auf eigene und fremde Verluste.
Verzweiflung bestimmt das Handeln. Wenn man schon selbst untergeht, soll auch der andere mit untergehen.